SAZUN BLOG
März 23, 2014

Börse, Bewertungen und Akquistionen

M&A-Berater orientieren sich bei der Bewertung von Unternehmen oft an aktuellen Marktkapitalisierungen. Daraus bekommt man idealerweise eine Indikation, wie viel Euro Investoren im Moment bereit sind, für ein Euro Ergebnis zu bezahlen (Ebit-Multiple).

Und, wenn ich sage „idealerweise“, dann trifft das in der Realität leider nicht immer zu. Gerade vor oder nach Akquisitionen habe ich den Eindruck, dass die Börsen nicht verstehen, was in den Unternehmen wirklich vorgeht.

Hier ein aktuelles Beispiel dazu:

Das deutsche Unternehmen Delticom, Europas führender Reifenhändler im Internet, hat im September letzten Jahres – den in Berlin ansässigen – Online-Händler Tirendo übernommen. Wenn man den diversen Medienberichte glaubt, ein strategisch wichtiger und richtiger Schritt. Damals lag der Kurs bei ca. 35 Euro. Kurz danach ist die Aktie auf bis auf 42 Euro gestiegen, um seit dem wieder in den Bereich 30-35 Euro zu verfallen.

Und nun eine Schlagzeile von letzter Woche:  „Akquisition von Tirendo muss erst verdaut werden; NordLB senkt Delticom auf ‚Verkaufen‘ – Ziel 31 Euro“. Das wäre ja allein noch nicht verwirrend, wären da nicht gleichzeitig die Meldungen der anderen Analysten: Warburg Research belässt Delticom auf ‚Buy‘ – Ziel 41 Euro, Commerzbank senkt Ziel für Delticom auf 35 Euro – ‚Hold‘. Immerhin – alles in Allem – eine Preisspanne von 30%.

Neben den Ebit-Multiples sollte man daher mehr die fundamentalen Werte bei der Bewertung eines Unternehmens berücksichtigen, und sich die Frage stellen, wie lange es brauchen wird, um den Kaufpreis zurück zu verdienen (DCF-Methode).

W. Regele

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