Angenommen Sie suchen eine Wohnung und der Makler, den Sie beauftragt haben, führt Ihnen jede Woche eine vor. Und in 10 Wochen müssen Sie eine gefunden haben, da Sie aus Ihrer alten raus müssen. Nun wie entscheiden Sie sich: nehmen Sie die erst beste, oder warten Sie mal ab…?
Wenn Unternehmen nach einer geeigneten Akquisition suchen, geht es ihnen oft sehr ähnlich. Die „eierlegende Wollmilchsau“ gibt es meistens nicht; wann soll man daher – wenn überhaupt – Kompromisse eingehen?
Nun, in der Statistik, der Spieltheorie und der Entscheidungstheorie sind solche Aufgaben gut bekannt und wurden ausreichend untersucht. Eine daraus entwickelte Lösungsstrategie nennt sich „optimal stopping“-Strategie, die es ermöglichen soll, mit großer Wahrscheinlichkeit eine optimale „Gelegenheit“ aus einer Folge von – voneinander unabhängigen – Ereignissen auszuwählen. Sie besagt, dass man sich die ersten 37% der Möglichkeiten einmal ansieht und erst danach die erste Gelegenheit akzeptiert, die besser als alle bisherigen (also das bisher gefundene Optimum).
Als starre Regel ist diese Strategie wahrscheinlich für unser Akquisitionsdilemma nicht zu gebrauchen, dafür versagt sie viel zu leicht; aber sie regt zum Denken an. Man sollte sich zuerst ein realistisches Bild vom „Markt“ machen und dieses mit den eigenen Anforderungen abgleichen. Sind die Bilder zu weit voneinander entfernt, dann ist eine Akquisition möglicherweise im Moment nicht die richtige Antwort, aber vielleicht ist die Differenz ja doch nicht so gross? Letztlich ist es eine Frage der Dringlichkeit und des Risikos, aber manchmal braucht es auch den Mut zu einem Kompromiss.
W. Regele